Eine Geschichte, die aus dem 4. Jahrhundert nach Christi stammt. Eine Geschichte, die sich als Metapher bis heute in unserer Sprache manifestiert hat. Und eine Waffe, die auch heute noch ab und an niedersaust und einen unvermittelt im Genick zu treffen vermag.
Doch holen wir ein wenig aus: kann man jemanden verlieren, den man überhaupt nicht hatte? Eine absurde Frage, mag man meinen. Seit heute weiß ich: ja, das geht. Man kann sich durchaus intensiv zu jemanden hingezogen fühlen, spüren, dass diese Hingabe erwidert wird, dass dort etwas ist. Dass man sich daran schnell gewöhnen kann und mag; so dass es einem direkt fehlt, wenn man ein paar Tage darauf verzichten muss. Dass es knistert zwischen diesen Personen und dass sie sich gegenseitig wahrlich gut tun. Sei es in einfachen Gesprächen, kleinen Gesten oder Aufmerksamkeiten. Wenn es bei jedem Gespräch vertrauter zu werden scheint und sich ein Band aufbaut, dass nach einer Beziehung geradezu schreit.
Doch da gibt es noch mehr. Da gibt es den langjährigen Lebensgefährten, der nahezu das halbe Leben lang an ihrer Seite war und natürlich über eine wesentlich engere Bindung verfügt. Der unzählige Höhen und Tiefen mitgemacht hat und bei allen wesentlichen Geschehnissen dabei war. So etwas lässt sich nicht durch eine kurze Zeit, so intensiv sie auch sein mag, wett machen. Zumal es nie eine wirkliche Trennung gegeben hat, sondern nur eine.. nennen wir es "Pause", und dieser Lebensgefährte ist dann wieder zur Stelle und bereit, endlich die längst überfälligen Schritte in der Beziehung zu gehen, dann ist es nur logisch, welche Entscheidung getroffen wird. Und das kann in diesem Falle sogar der "Zweitplatzierte" verstehen.
Natürlich sind den Emotionen diese leicht verständlichen Fakten herzlich egal. Der Kopf weiß, aber das Herz fühlt. Und das hört damit nicht einfach auf, wenn der Kopf es will. Auf der einen Seite gibt es da weiterhin die Sehnsucht zu der Person, auf der anderen Seite baut sich natürlich ein Äquivalent an Enttäuschung auf. Dies gilt es nun erst einmal zu verarbeiten. Wie? Keine Ahnung... dass muss ich auch erst mal sehen.
Sei es, wie es ist. Es wurde von Anfang an mit offenen Karten gespielt und die möglichen Optionen lagen klar auf dem Tisch. Dass es nun ausgerechnet die Alternative ist, die der Regel "Die Hoffnung stirbt zuletzt" zuspricht, ist nicht schön. Aber es war eine der abzusehenden Endungen. Es war das frei ersichtlich hängende Schwert, das über meinem Platz hing. Ich wusste um dieses Schwert und habe den Platz dennoch eingenommen. Wie gesagt: die Hoffnung stirbt zuletzt. Oft als Durchhalteparole mißbraucht wurde diese Hoffnung heute zu Grabe getragen. Damit gilt es nun umzugehen. Wie auch immer das aussehen mag.
Mach es gut, Pandora. Danke für die Zeit, danke für die Gespräche, danke für Deine Offenheit. Ganz egoistisch gesprochen: Du tatest mir gut. Ich hoffe, dass kannst Du auch von mir behaupten; zumindest habe ich das versucht. Solltest Du jemals die Büchse wieder öffnen, um auch die Hoffnung in die Welt zu entlassen, so weißt Du, wo Du mich findest.
Ich hoffe ehrlich, dass Deine Entscheidung richtig war. Ich wünsche Dir alles Gute.
Dein Lionel
vor 6 Jahren